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Zukunft steht im Mittelpunkt –
Vorsitzwechsel in der ArgeLandentwicklung und
13. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin 2020

1. Fachforum »Zukunft Land – Ländliche Entwicklung aktiv gestalten« am 22. Januar 2020

Bericht:

von VD Tobias Wienand und Friederike Kurras,
Geschäftsführung der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung (ArgeLandentwicklung), Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) des Landes Brandenburg

Podiums- und Plenumsdiskussion des 1. Fachforums auf dem 13. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung am 22. und 23. Januar 2020 in Berlin (v.l.n.r. Dr. Harald Hoppe, Prof. Dr. Karl-Heinz Thiemann, Hans Donko, Gerit Cöster, Timo Wiemann), Quelle: Arge Landentwicklung Podiums- und Plenumsdiskussion des 1. Fachforums auf dem 13. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung am 22. und 23. Januar 2020 in Berlin (v.l.n.r. Dr. Harald Hoppe, Prof. Dr. Karl-Heinz Thiemann, Hans Donko, Gerit Cöster, Timo Wiemann), Quelle: Arge Landentwicklung

Das Land Brandenburg hat ab 1. Januar 2020 für drei Jahre den Vorsitz der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung (ArgeLandentwicklung) übernommen. Vor 40 Jahren wurde von den Agrarministern der Bundesländer dieses Gremium geschaffen, um die Instrumente der Landentwicklung weiterzuentwickeln und aktuellen Herausforderungen anzupassen. Die Arbeitsgemeinschaft erarbeitet Empfehlungen für die Vorbereitung, Planung und Durchführung von Vorhaben der Integrierten Ländlichen Entwicklung.

Im Mittelpunkt der Aktivitäten des Vorsitzlandes Brandenburg wird die Ausgestaltung von Rahmenbedingungen für einen Beitrag der Landentwicklung zur Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse stehen.

Weitere Schwerpunkte werden Fragen der Fachkräftesicherung für die Landentwicklungsverwaltungen der Länder und die Nutzung moderner Technik in der Landentwicklung sein. Eine der ersten Aktivitäten unter Federführung des neuen Vorsitzlandes war die Teilnahme der ArgeLandentwicklung am 13. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung, dass das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) begleitend zur Internationalen Grünen Woche am 22. und 23. Januar 2020 ausgerichtet hat.

Mit dem Leitthema „Du entscheidest! – Gleichwertige Lebensverhältnisse als gemeinsame Aufgabe“ griff das BMEL ein hochaktuelles Thema auf, zu dem die Bundesregierung bereits im Juli 2018 per Kabinettsbeschluss eine entsprechende Kommission einberufen hat. Das Ziel der Kommissionsarbeit bestand in der Erarbeitung von Handlungsempfehlungen mit Blick auf unterschiedliche regionale Entwicklungen und den demografischen Wandel in Deutschland. Die vorsitzführenden Minister/-innen erarbeiteten auf Grundlage der Berichte der Facharbeitsgruppen Vorschläge für die Weiterentwicklung der aktiven Struktur- und vor allem Regionalpolitik, die die sozialen Bedarfslagen der Menschen in den unterschiedlichen Lebensphasen aufgreifen.

Welche Ideen, Innovationen und Veränderungen nötig sind, um das Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse in der Stadt und auf dem Land zu erreichen, war auch Thema des diesjährigen Zukunftsforums Ländliche Entwicklung. Zwei Tage lang diskutierten hier rund 1200 Akteure in 24 Fachforen darüber, wie Leben auf dem Land noch lebenswerter und attraktiver gestaltet werden kann.

Zusammen mit der Deutschen Landeskulturgesellschaft (DLKG) war die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung (ArgeLandentwicklung) mit dem Fachforum „Zukunft Land – Ländliche Entwicklung aktiv gestalten“ auf dem Zukunftsforum vertreten.

Herr Dr. Harald Hoppe, Vorsitzender der ArgeLandentwicklung, führte durchs Programm und diskutierte mit den Referenten über Möglichkeiten, wie die Landentwicklung einen Beitrag zu gleichwertigen Lebensverhältnissen leisten kann. Hierbei lag der Fokus insbesondere auf den Gestaltungsperspektiven für den einzelnen Aktiven auf dem Land.

Nach einem ersten thematischen Einstieg in das Thema Landentwicklung und einer kurzen Beschreibung der aktuellen Situation im ländlichen Raum aus wissenschaftlicher Sicht durch den Vorsitzenden der DLKG, Herrn Prof. Thiemann, stellten Vertreter aus der Praxis erfolgreiche Vorhaben aus dem Bereich der ländlichen Entwicklung vor.

Beispielhaft für eine langjährige interkommunale Zusammenarbeit ist die „Steinwald-Allianz“. Diese basiert auf dem Zusammenschluss von 17 Gemeinden, die grenzüberschreitend kooperieren und sich gemeinsam touristisch vermarkten. Mit Projekten wie beispielsweise dem mobilen Dorfladen oder der Öko-Modellregion wird aktiv die Entwicklung gestaltet. Es hat sich gezeigt, dass eine Region nur im Schulterschluss der Kommunen und in der Zusammenarbeit mit Privaten vernünftig und zielbringend entwickelt werden kann. Die Bewusstseinsbildung, der politische Wille und eine schlagkräftige Struktur sind maßgeblich für eine positive regionale Entwicklung.

Neben der Steinwald-Allianz stellten sich jeweils eine weitere Initiative aus Schleswig-Holstein und Thüringen vor.

Mobilität ohne eigenes Auto gestaltet sich auf dem Land oft schwierig. Der ländliche ÖPNV ist aufgrund der geringen Verfügbarkeit meist keine alltagstaugliche Alternative. Als Ergänzung braucht es daher aus ökologischen, sozialen und auch aus ökonomischen Gründen alternative Mobilitätsangebote. Diese Notwendigkeit erkannten die Bürger in Klixbüll, einem Dorf mit etwa 1000 EinwohnerInnen im Kreis Nordfriesland. Bereits im Mai 2016 organisierten diese ein elektrisch betriebenes Dorfgemeinschaftsauto, genannt „Dörpsmobil“ (plattdeutsch: „Dörp“ = Dorf). Mit dem Dörpsmobil ist in der Gemeinde Klixbüll, in Schleswig-Holstein, ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept entstanden, das zukünftig flächendeckend in allen Gemeinden Schleswig-Holsteins etabliert werden soll. Es hat sich gezeigt, dass aktive Bürgerinnen und Bürger durch ihr Engagement innovative Mobilitätslösungen erfolgreich auf den Weg bringen können. Motor des Vorhabens ist auch die „Akademie für den ländlichen Raum des Landes Schleswig- Holstein“.

Mit dem Flurbereinigungsverfahren Kleingschwenda aus Thüringen wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Flurbereinigung das Leben im ländlichen Raum attraktiver gestalten kann. Die Folgen des demographischen Wandels führen zunehmend zu infrastrukturellen und sozialen Herausforderungen. Daher ist die Bündelung der Instrumente der Dorferneuerung und Flurbereinigung ein guter Ansatz für eine soziale Dorfentwicklung. Die Bürgerinnen und Bürger werden aktiv in die Gestaltungsprozesse einbezogen, bekommen dadurch eine unmittelbare Identifikation für die Entwicklung ihrer Dörfer und können sich aktiv einbringen. Durch offene Planungsprozesse können sich die Bürger engagieren und Verantwortung für die Ziele, Maßnahmen und deren Umsetzung übernehmen. Das Flächenmanagement gibt dabei viele Möglichkeiten, die Infrastruktur in den Dörfern zu verbessern.

Mit der Begleitveranstaltung der ArgeLandentwicklung konnten richtungsweisende Impulse gegeben werden. Die aktive Einbeziehung und Sensibilisierung der Menschen in die Entwicklungsprozesse haben einen hohen Stellenwert, um dem Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisses näher zu kommen. Die Instrumente der Integrierten Ländlichen Entwicklung und von LEADER können dabei flankierend unterstützen.

Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass das vollständige Programm und die Dokumentation aller Zukunftsforen seit 2008 auf Zukunftsforum Ländliche Entwicklung zu finden sind. Hier sind auch die Präsentationen zu den genannten Vorträgen des Fachforums eingestellt.