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37. Bundestagung vom 7. bis 9. Juni 2016 in Freising, Bayern
Die rege Teilnahme von mehr als 120 Vertretern aus Praxis, Wissenschaft, Politik und Kirche bei der 37. Bundestagung der DLKG zeigte, dass das Thema „Flächennutzung“ für alle Gesellschaftsgruppen von großem Interesse ist. Die Tagung unter dem Motto „Flächenkonkurrenz entschärfen: gemeinsam – maßvoll – zukunftsfähig“ fand in Kooperation mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung und der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Landentwicklung (ARGE Landentwicklung) statt. Namhafte Referenten aus ganz Deutschland erläuterten grundsätzliche Fragen und präsentierten Umsetzungsbeispiele multifunktionaler Landnutzungskonzepte und produktionsintegrierter Kompensationsmaßnahmen (PIK). Die drei Veranstaltungstage gaben zukunftsweisende Impulse für einen sparsamen und sorgsamen Umgang mit der Fläche, die dazu beitragen, den Flächenverbrauch merklich zu senken.
Prof. Dr. Karl-Heinz Thiemann, Vorsitzender der DLKG, und Herr Christian Stockinger, Vizepräsident der LfL, eröffneten die Veranstaltung. Es folgte die Verleihung des DLKG-Förderpreises 2016 an Herrn M.Sc. Thomas Machl vom Lehrstuhl für Geoinformatik der Technischen Universität München (TUM) für seine Forschungsarbeiten zur „Entwicklung eines Werkzeugs zur landesweit flächendeckenden Analyse landwirtschaftlicher Transportbeziehungen in Bayern“. Die Laudation hielt Ministerialdirigent Maximilian Geierhos, Leiter der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung und Vertreter Bayerns im Plenum der ARGE Landentwicklung.
MD Hubert Bittlmayer, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, betonte in seinem Grußwort, dass das Thema der Tagung ein aktueller Brennpunkt in der bayerischen Politik ist und vorwiegend landwirtschaftliche Flächen betrifft. Aufgabe der Politik ist es, einen möglichst großen Gesamtnutzen für alle berechtigten Flächenansprüche zu erhalten. Um den Flächenverbrauch zu reduzieren, ist zum Beispiel in der Siedlungsstrukturentwicklung die Wieder- bzw. Umnutzung statt Neunutzung, die Innen- statt Außenentwicklung sowie die kompakte und effiziente statt großflächige Bebauung wichtig.
Anschließend begrüßte Manfred Drobny, Umweltreferent der Stadt Freising, die Teilnehmer und erläuterte, dass insbesondere die Stadt Freising im Fokus des steigenden Flächenverbrauchs steht. Durch das Stadtentwicklungsprojekt versucht die Stadt Freising, den Großteil der Probleme in konstruktiver Zusammenarbeit mit Bürgern, Organisationen und Planungsbüros in den Griff zu bekommen.
Am ersten Tagungstag standen vor allem grundsätzliche Fragen der Landnutzung und der Lösung von Flächenkonkurrenzen im Mittelpunkt der Fachvorträge und Diskussionen.
Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Haber, emeritierter Ordinarius für Landschaftsökologie der Technischen Universität München-Weihenstephan, stellte in seinem Vortrag „Wie erfüllt man wachsende Ansprüche an begrenzte Landflächen“ dar, dass die Menschheit im Jahr 2050 voraussichtlich auf neun bis zehn Milliarden Menschen angewachsen sein wird und diese „Masse Mensch“ eine „Massenproduktion“ erforderlich macht, um vor allem genügend Nahrungsmittel zur Verfügung zu haben. Nach den Ausführungen von Prof. Haber sollten alle von Natur aus produktiven Gebiete der Nutzung durch Acker- und Pflanzenbau vorbehalten werden, was Naturschutz aber keineswegs ausschließt. Wichtig ist dabei, die schädlichen und zerstörerischen nutzungsbedingten Eingriffe in den Naturhaushalt abzumildern und soweit wie möglich zu minimieren. Der Vorrang der Förderung der Biodiversität ist nur auf von Natur aus weniger produktiven Standorten mit geringerer Eignung für die Landwirtschaft gerechtfertigt, wobei aber auch Nutzungen für Naturerfahrung und Erholung sowie für Forschungs- und Bildungszwecke möglich bleiben müssen.
Zahlen und Fakten zum Flächenanspruch aus globaler Sicht präsentierte Prof. Dr. Dr. h.c. Harald von Witzke von der Humboldt-Universität Berlin, President of HFFA (Humboldt Forum for Food and Agriculture e.V.). Seiner Ansicht nach ist es unabdingbar, dass die Europäische Union sich bemüht, auf landwirtschaftlich genutzten Flächen eine Ertragssteigerung durch Innovation und hoch technologisierte Landwirtschaft zu erreichen. Dies könne die Agrarimporte verringern, die zum Beispiel im Jahr 2008 einem „virtuellen Landimport“ von ca. 35 Mio. ha entsprachen.
Irene Burkhardt, Vizepräsidentin des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten, stellte in ihrem Vortrag dar, dass die „Multifunktionalität“ von Flächen auch ein Garant für deren gesamtgesellschaftlichen Nutzen und somit für Nachhaltigkeit sei. Naturschutz mit den Menschen sei nur möglich, wenn eine Akzeptanz dafür vorhanden ist. Aus diesem Grund sind Kooperation und Kommunikation zwischen den Beteiligten unbedingt erforderlich.
Ethische, moralische und christliche Gesichtspunkte des Flächenanspruchs thematisierte Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger. Er hob hervor, dass der Mensch von und mit dem Boden lebt. Nach der kirchlichen Sozialethik müsse die ökonomische Nutzung des Bodens dem Gemeinwohl verpflichtet sein und der Blick auf die Nachhaltigkeit gerichtet werden. Die gegenwärtige Nutzung des Bodens sei eine wichtige ethische Frage und dürfe nicht auf nachfolgende Generationen verlagert werden.
Herr Josef Wein von der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Landshut, moderierte die anschließende sehr anregende, intensive und aufschlussreiche Podiums- und Plenumsdiskussion, in der u. a. die Stadt-Land-Beziehungen intensiv erörtert wurden.
Am zweiten Tagungstag ging es vornehmlich um Umsetzungsbeispiele multifunktionaler Landnutzungskonzepte und produktionsintegrierter Kompensationsmaßnahmen in Kooperation mit der Landwirtschaft.
Dabei standen drei praxisbezogene Fragestellungen im Vordergrund:
In den Vorträgen und Diskussionen wurde deutlich, dass konkurrierende Ansprüche auf ein und denselben Flächen miteinander vereinbart werden müssen, um die Flächenkonkurrenz dauerhaft entschärfen können. Die entscheidenden Erfolgsfaktoren für das Gelingen sind engagierte Leute vor Ort, Unterstützung durch den Staat, begleitende Moderation durch Fachleute und eine gute Planung. Als Beispiele wurden unter anderem die Projekte des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten „boden:ständig“ und „Wildlebensraumberatung in Bayern“ näher vorgestellt.
Die Veranstaltung wurde mit zwei von der LfL durchgeführten Exkursionen am dritten Tag abgerundet. Hier erhielten die Teilnehmer einen Einblick in bereits umgesetzte multifunktionale Landnutzungskonzepte, produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen, Forschungsprojekte und der Produktion von autochthonem Saatgut.
Der vorstehende Kurzbericht stellt einen Auszug aus dem Tagungsbericht von Prof. K.-H. Thiemann dar. Der ausführliche Bericht, die Vorträge der Referenten und eingehende Exkursionsbeschreibungen erscheinen im Herbst 2016 in der Schriftenreihe der DLKG, Heft 14/2016.