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32. Bundestagung vom 31. August bis 2. September 2011 in Mainz, Rheinland-Pfalz
Mit Unterstützung regional und bundesweit tätiger Partner konnten zur diesjährigen Bundestagung rund 200 Tagungsgäste aus dem gesamten Bundesgebiet begrüßt werden. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die aktuellen Herausforderungen, der sich eine zukunftsorientierte Agrarinfrastruktur heute stellen muss. Informiert wurde über den aktuellen Stand der Diskussionen auf Bundesebene sowie in den einzelnen Bundesländern – unterschiedliche Lösungsansätze wurden präsentiert. Besondere Aufmerksamkeit galt der Frage, welche Strategie die richtige ist, dem bestehenden Investitionsstau in der ländlichen Infrastruktur nachhaltig zu begegnen.
Während der dreitägigen Veranstaltung wurde deutlich, dass Ausbau und Weiterentwicklung der Agrarinfrastruktur topaktuell sind und jede Menge Konfliktpotential bieten. Die Ansprüche landwirtschaftlicher Betriebe an ein modernes Wegenetz (Wegebreite und Achslast orientiert an der heutigen Landtechnik), die Notwendigkeit Wirtschaftswegenetze gemarkungsübergreifend zu planen und in das öffentliche Wegenetz zu integrieren sowie die Finanzierung und der spätere Unterhalt der Wirtschaftswege machen das Spannungsfeld deutlich.
Eröffnet wurde die Tagung mit einem Statement der landwirtschaftlichen Berufsvertretung, der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Hier wurden konkrete Hilfen für eine zukunftsfähige landwirtschaftliche Infrastruktur eingefordert, die in laufenden LEADER- und ILE-Prozessen oftmals nicht die notwendige Beachtung erfahren.
Der DLKG-Förderpreis 2011 wurde an Frau Diplom-Geographin Julia Werner verliehen. In der preisdotierten Diplomarbeit „Schrumpfungsmanagement für ländliche Räume“ werden am Beispiel ausgewählter Regionen in Sachsen und Rheinland-Pfalz die Instrumente aus LEADER und ILE hinsichtlich ihrer Effizienz analysiert. Der DLKG-Förderpreis ist jährlich mit 500 Euro ausgelobt und wird seit 2008 vergeben.
Drei moderierte Workshops standen am Beginn der fachlichen Diskussion. Arbeitsthemen waren „Interkommunale Koordination in der Planung und Ausführung gemarkungsübergreifender Wirtschaftswegenetze“, „Unterstützung der Wegenetzoptimierung durch Flurneuordnung und Landentwicklung“ sowie „Anforderungen an den Ausbaustandart zukunftsorientierter Feldwegenetze“. Entsprechend der Workshopergebnisse besteht Handlungsbedarf bei der Realisierung regionaler Lösungen und in der Sensibilisierung der Kommunen. Von einem ausgebauten Wegenetz hat nicht nur die Landwirtschaft Vorteile, auch Freizeit und Erholung sowie die Wohnqualität und das Gewerbe profitieren von einer Verkehrsentflechtung. Mit Blick auf die derzeitige Überarbeitung der Richtlinie ländlicher Wegebau bedürfen die bisherigen Ausbaustandarts dringend einer Fortschreibung. Diskutiert wurden Fahrbahnbreiten bis zu 4,0 m plus beidseitig befestigter Wegebankette. Die Förderbedingungen müssen sich ebenfalls an gemeindeübergreifenden Wegenetzplanungen ausrichten.
Eine Kostenbeteiligung der Wegenutzer (landwirtschaftliche Lohnunternehmer, Windkraft- und Biogasbetreiber) ist zukünftig nicht auszuschließen – soll eine moderne Agrarinfrastruktur entstehen und unterhalten werden.
Am Beginn der Vortragsreihe des zweiten Tagungstages standen die verschiedenen Konzepte, ein zukunftsfähiges ländliches Wegenetz zu etablieren. Präsentiert wurden Erkenntnisse der schleswig-holsteinischen Studie „Wege mit Aussichten“ sowie die Straßen- und Wegekonzeption des Landkreises Höxter/ Nordrhein-Westfalen. Die Notwendigkeit eines handhabbaren Planungsinstrumentes und klar definierter Entscheidungsstrukturen wurde deutlich.
Vorgestellt wurden Überlegungen aus Rheinland- Pfalz, durch den Aufbau eines leistungsfähigen Netzes aus Kreisstraßen, Wirtschafts- und Radwegen Synergieeffekte zu erzielen und Kosten zu sparen.
Ausführungen der Südzucker AG und der Landmaschinenindustrie zum überbetrieblichen Maschineneinsatz, zur modernen Erntelogistik und zur derzeit eingesetzten Landtechnik verdeutlichten die Dringlichkeit, in Agrarinfrastruktur zu investieren.
Höhere Achslasten, höchstzulässige Transportbreiten und -längen erfordern eine Fortschreibung der Richtlinien ländlicher Wegebau (RLW). Der Bericht über den aktuellen Diskussionsstand in der Arbeitsgemeinschaft RLW fand großes Interesse. Zukünftig wird unter Berücksichtigung der Multifunktionalität und abhängig von Nutzung und Erschließung zwischen überörtlichen Verbindungswegen sowie abgestuften Haupt-/ Wirtschaftswegen unterschieden.
Bei der Gestaltung zukunftsorientierter Wegenetze ist der Landschaftsraum zu betrachten. Nicht ausgebaute, unbefestigte Wirtschaftswege sind Teil der Agrobiodiversität, haben Bedeutung als Biotopverbund und prägen das Landschaftsbild. Daher müssen Konzeption, Herstellung und Nutzung ländlicher Wege auch umweltverträglich sein.
Am Ende zweiten Tagungstages wurde deutlich, dass angesichts eines bundesweit geschätzten Investitionsstaus von rd. 50 Mrd. € in ländliche Infrastruktur eine länderübergreifende Zusammenarbeit erfolgen muss. Der Überarbeitung der Richtlinie Ländlicher Wegebau RLW kommt daher eine zentrale Bedeutung zu. Eine zeitnahe Aktualisierung der Fahrbahnbreiten landwirtschaftlicher Wirtschaftswege hätte somit Signalwirkung für den dringend notwendigen Diskussions- und Entscheidungsprozess.
Die DLKG-Bundestagung endete am Freitag mit Exkursionen in die Obst- und Gemüsebauregion Pfalzmarkt, zu Flurneuordnungsverfahren im Ballungsraum Rhein-Main-Neckar sowie in die Zuckerrüben- und Weinanbaugebiete in Rheinhessen. Mit Unterstützung engagierter, örtlicher Akteure konnten die Exkursionsteilnehmer umfassende Informationen über die örtliche Konzeption und Realisierung ländlicher Wegenetze sammeln.
Das schöne Spätsommerwetter und die ansprechende Kulturlandschaft haben bei allen Exkursionsteilnehmern bleibende Eindrücke hinterlassen.