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Erste Fachexkursion der DLKG-Landesgruppe Baden-Württemberg
in den Nationalpark Schwarzwald am 18. Mai 2018
Klaus Wingerter
Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg
Schnee im Mai? Nein, ganz im Gegenteil die Exkursion begann bei bestem sonnigem Wetter. 18 Teilnehmer wollten sich die Exkursion nicht entgehen lassen und nahmen Anfahrtswege bis über 200 km in Kauf. Es sollte sich lohnen. Wie es zu erwarten war, wenn sich Personen treffen, die im ländlichen Raum tätig sind, waren alle perfekt wie für den Außendienst gerüstet.
Wer zu früh eingetroffen war, stärkte sich zunächst in der Gaststätte beim Nationalparkzentrum für die kommende Tour. Immerhin waren für die Exkursion 3 Stunden Wanderung eingeplant.
Pünktlich um 13 Uhr ging es dann los. Nach einer Begrüßung durch Nationalpark-Ranger Urs Reif gab es die ersten, noch theoretischen Informationen. So wissen wir nun, dass der Nationalpark rd. 10.000 ha groß ist und aus zwei Teilen besteht. Die Aufteilung des Nationalparks in zwei Areale mit unterschiedlichem Schutzstatus bzw. unterschiedlicher Nutzungsmöglichkeit war dem anfänglichen Vorbehalten der Bevölkerung sowie den Widerständen der Kommunen und der Holzwirtschaft geschuldet. Nicht nur die Bewohner und die Holzindustrie blickten anfangs mit großer Skepsis auf die Einrichtung des Nationalparks, auch die Gemeinden fürchteten um ihre Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Man entschloss sich daher, die forstlich intensiver genutzten Täler zwischen den Teilgebieten Ruhestein und Hoher Ochsenkopf sowie die Gemeinden im Murgtal nicht in den Park einzubeziehen. Ziel des Parkkonzepts war von vornherein, die Bevölkerung mitzunehmen und sich nicht abzuschotten. Es sollte sich ein sanfter Tourismus bei weitestgehender Schonung der Natur entwickeln.
Sehr viel mehr Praktisches erfuhren die Teilnehmer dann auf der Wanderung. Alle hörten aufmerksam zu, kamen doch die meisten Teilnehmer aus der Flurneuordnungsverwaltung. Auch deren tägliche Arbeit ist es, zwischen den verschiedenen Nutzungsinteressen im ländlichen Raum auszugleichen, vor allem zwischen Naturschutz, wirtschaftlicher Nutzung und Erholung.
Konzentriert verfolgte man die Ausführungen zum Wegekonzept. Im Nationalpark werden keine ganzjährigen starren Wegetrassen ausgewiesen, sondern die Erschließung ist abhängig von der Jahreszeit und bleibt damit flexibel. So werden im Winter sowie in Abhängigkeit von Brut-/ Schonzeiten manche Wege vorübergehend gesperrt und der Besucherstrom umgeleitet. Nicht weniger interessant waren die Erklärungen zur Freihaltung einzelner Flächen durch Beweidung mit Heckrindern und Ziegen.
Spannend war auch, Informatives über den Umgang mit dem Borkenkäfer zu erfahren. Diesen lässt man in einem inneren Bereich (Kernzone) gewähren, in einem benachbarten Pufferstreifen (Managementzone) aber wird er bekämpft, damit er sich nicht auf die dann angrenzenden Waldwirtschaftsflächen ausbreitet. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage www.nationalpark-schwarzwald.de. Wer mehr wissen will, dem sei nicht nur die Homepage, sondern in jedem Fall eine geführte Tour empfohlen.
Nach interessanten Informationen über die Bewohner des Nationalparks, wie z.B. Auerhuhn, Wanderfalke, Luchs, Sperlingskauz (mit 18–19 cm kleinste Eulenart Mitteleuropas) gab es einen ersten Höhepunkt, der nicht jedem Wanderer vergönnt ist: eine ausgewachsene Kreuzotter sonnte sich auf einem Felsen. Mit gebührendem Abstand zur Schlange, deren Gift immerhin dreimal so stark ist wie das der Klapperschlange (wobei die Giftmenge bei der Kreuzotter erheblich geringer ist), wurden die Fotoapparate gezückt. Nun ist diese Schlange normalerweise nicht aggressiv, sondern eher scheu, so dass sich die Kreuzotter der Belästigung beim Sonnen schnell durch Flucht entzogen hat.
Weiter ging es mit einem abenteuerlichen Abstieg zum Wildsee. Der Ranger ließ die Teilnehmer einzeln absteigen, damit auch jeder die Atmosphäre des Wegs genießen konnte. Allein schon dieser Weg war die Reise wert! Am See selbst gab es eine kleine Ruhepause mit einer Diskussion über den zu erwartenden Einzug des Wolfs.
Der Rückweg – aufwärts zunächst wieder im Gänsemarsch – ging dann zur Darmstädter Hütte. Dort wurde der Flüssigkeitsbedarf gestillt und ein hervorragender Heidelbeerkuchen gekostet.
Ordentlich gestärkt waren alle wieder bereit, weitere Informationen des Rangers, bei dem man stets die Begeisterung für seinen Beruf spürte, aufzunehmen. So erfuhren wir noch Wissenswertes über die Buche, die sich als unglaublich aggressive Baumart zeigt. Ohne Pflegemanagement würde dieser Baum nach und nach alle anderen Baumarten verdrängen.
Niemand hatte auch auf dem Rückweg zur Gaststätte am Ruhestein auch nur zeitweise Langeweile. Beim gemeinsamen abschließenden Abendessen konnte über das Erfahrene und Erlebte dann nochmal ausführlich diskutiert werden.
Und wie war das nun mit dem Drama im Schnee? Das Auerhuhn ist ein gänzlich unfreiwilliger Hauptdarsteller dieses Dramas. Es ist eines der „Problemkinder“ des Nationalparks. Extrem scheu, hört man es zwar deutlich, sieht es aber kaum. Das verlockt natürlich manch einen, es auch zu suchen. Gerade im Winter hat das Auerhuhn nur wenige Versteckmöglichkeiten. Wird es gestört, flattert es auf und versucht zu fliehen. Nun ist es ja bekanntermaßen kein guter Flieger und der hohe Schnee tut sein Übriges. Schon nach kurzer Zeit ist das Auerhuhn erschöpft und da es im Winter kaum Nahrung findet, sind seine Überlebenschancen nach einer solchen Aktion gering. Viele Auerhühner sterben daher im Winter durch unbedachte Skitouristen. Das in den Griff zu bekommen, ist derzeit ein Schwerpunkt in der Arbeit der Nationalpark-Ranger.